Brotfabrik Wien, 12. Oktober Symposium Kinderarmut und Bildung

Der Zugang zu kulturellem Kapital wird nach wie vor durch die soziale Herkunft bestimmt. Armut und Bildung werden in der Regel vererbt. Über 300.000 Kinder und Jugendliche in Österreich können ihre Potenziale daher nur eingeschränkt entfalten. Die Corona-Krise hat diese Ungleichheiten erstmals für eine breite Öffentlichkeit sichtbar gemacht, hat diese aber auch weiter verstärkt.

Was wir daraus lernen können und wie wir die Zukunft aller Kinder sichern können, haben wir gemeinsam mit Expert*innen bei unserem Symposium „Kinderarmut & Bildung“ erörtert. Dass heuer rund 700 Menschen online mit dabei waren zeigt, dass das Thema Kinderarmut kein Randthema mehr ist.

Weibliche Keynotes

Für das heurige Symposium konnten wir Barbara Rothmüller (Bildungssoziologin) und Melisa Erkurt (Journalistin) als Key Note Speaker*innen gewinnen.

Barbara Rothmüller sprach darüber, wie das Aufwachsen in Armut Bildungsprozesse prägt. "Teilhabechancen in Österreich werden durch die Eltern weiter gegeben", sagt Barbara Rothmüller. "Obwohl die Schule oft las Lösung von Ungleichheit und Armut gesehen wird, würde ich sie eher als Umschlagplatz von Armut verstehen. Die Bildungspanik der Mittelschicht führt dazu, dass die soziale Heterogenität in den Schulen noch weiter zurückgeht."

Melisa Erkurt klagt ebenfalls an, dass unser Bildungssystem arme Kinder im Stich lässt. "Wer zum unteren Drittel der Gesellschaft gehört, bleibt dort. Wir haben die guten Schulen für die Kinder in den guten Bezirken und die Restschulen für die Restkinder in den Restbezirken. Sozialer Ausgleich steht nicht im Zentrum österreichischer Bildungspolitik. Die Kinder sind die Leidtragenden. Statt über Diskriminierung und Rassismus zu sprechen, kreieren wir Debatten über Brennpunktschulen. Statt dessen müssten wir über Brennpunktmedien und Brennpunktpolitiker sprechen.", betonte Erkurt.

Erich Fenninger plädierte einmal mehr für eine finanzielle Absicherung der Kinder: "Unser System will, dass Kinder aus den unteren Schichten dort auch bleiben. Stattdessen müssten wir Kinder ermächtigen." Judith Ranftler, die das Projekt Kinderarmut abschaffen bei der Volkshilfe leitet, sagt es mit den Worten eines Jugendlichen aus dem Kindergrundsicherungsprojekt: "Wir müssen das Schulsystem verbessern. Und das Arm-Reich-Ding müssen wir wieder näher zusammentun. Weil da driften wir auseinander." Ein dringender Appell des 13-Jährigen an die politischen Entscheider und an die Zivigesellschaft in unserem Land.

Das Programm im Detail

GEFÄHRDEN WIR DIE ZUKUNFT UNSERER KINDER?

Beschämende Bildungsungerechtigkeiten: Wie das Aufwachsen in Armut Bildungsprozesse prägt
Barbara Rothmüller, Bildungssoziologin

Verlierer*innen von Anfang an: Wie das Bildungssystem arme Kinder im Stich lässt
Melisa Erkurt, Journalistin & Autorin

PROJEKTE GEGEN KINDERARMUT

Care Leaver: Erfolgreiche Lebensbewältigung nach der Fremdunterbringung
Anita Nöhammer, Volkshilfe Wien

Forschungsprojekt Kindergrundsicherung: Erste Ergebnisse aus dem Bereich Bildung
Erich Fenninger & Judith Ranftler, Volkshilfe Österreich

PODIUMSDISKUSSION

Heidi Schrodt (Bildung Grenzenlos), Johanna Coulin-Kuglitsch (FH Campus Wien, Expertin für Schulsozialarbeit), Gebhart Ottacher (Teach for Austria) und Caroline Pavitsits (Vorsitzende Bundesjugendvertretung) haben abschließend zu Bildungspolitik und Sozialarbeit in Schulen diskutiert.

WIR DANKEN

Allen Expert*innen für ihre spannenden Beiträge, unseren Unterstützer*innen - Wiener Städtische Versicherungsverein, Magenta, Bank Austria, Puls4 und Trzesniewski - unserem Fördergeber - dem Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz - dem tollen Team vor Ort, dass diese Veranstaltung erst möglich gemacht hat und Ani Gülgün-Mayr für ihre schöne Moderation.

Copyright Fotos: Murtaza Elham

Key Notes

Forschungsprojekt Kindergrundsicherung, Volkshilfe Österreich

Care Leaver Projekt, Volkshilfe Wien

Barbara Rothmüller, Bildungsungerechtlichkeiten

 

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